Print only – Dieses Denken bei Agenturen und Kunden stößt immer mehr an seine Grenzen.
Der Kunde
Die Agentur ehlers//kohfeld hat erkannt, dass Print only nicht die Zukunft ist. Sie ist stetig bemüht, Ihren Kunden neue Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, die über die klassischen Printprodukte hinausgehen. Der Endkunde wird dabei optimal in seinen Werbe- oder Marketingbemühungen betreut, die Agentur kann auf diesem Wege gleichzeitig die Kundenbindung stärken – eine klassische Win-Win-Situation.
Das Kennenlernen
In Kontakt gekommen sind ehlers//kohfeld und ich, wie bei den meisten meiner Kunden, über eine Schulungsanfrage. Ein Kunde der Agentur forderte die Lieferung barrierefreier PDFs und da das Know-how intern nicht vorhanden war, bestand Bildungsbedarf. In der Schulung gab ich neben dem fachlichen Input dann mein Mantra zu Besten: „Barrierefreie PDFs sind Abfallprodukte gut gesetzter Dokumente“. Da ich immer mit vorbereiteten Kundendaten in solche Schulungen gehe, konnte ich anschaulich zeigen, dass mit ein paar Tricks und Kniffen auch ehlers//kohfeld in der Lage ist barrierefrei zu produzieren, das sogar mit weniger Aufwand. Als Nebeneffekt ergeben sich dadurch auch weitere Möglichkeiten zu anderen digitalen Ausgabeformen. Diese Art des Arbeitens bietet die Chance, dem Endkunden neue Publikationsformen anzubieten und sich darüber neue Kundenkreise zu erschließen.
Der Einstieg in das Digitale Publizieren
Kurz nach der Schulung gab es erste Ideen zur Umsetzung digitaler Publikationen in einem Kundenprojekt. Das naturmagazin für Berlin und Brandenburg, ein mehrmals jährlich erscheinendes Printmagazin rund um das Thema Natur, ist stets bemüht seinen Interessenten ein optimales Leseerlebnis zu ermöglichen und die Kunden auch in modernen Medien zu begleiten. Daher ist man immer offen für Neues und fordert dies auch aktiv ein. ehlers//kohfeld steht hier schon lange beratend zur Seite.
Um einen aktuellen Überblick von Lösungen zu bekommen, habe ich in einem Startupmeeting die Möglichkeiten, Chancen, Aufwände und Kosten diverser digitaler Publikationsvarianten vorgestellt – Screenoptimierte PDFs, reflowable E‑Books, fixed Layout E‑Books und die damals noch verfügbare Adobe DPS. Auch wenn in diesem Fall nur eine der Varianten umgesetzt wurde, das Wissen um die Möglichkeiten digitaler Publikationen ist nun im Hause verfügbar und kann auf neue Projekte und Kunden angewendet werden. Besonders interessant sind diese neuen Möglichkeiten gerade für Geschäftsberichte.
Im Fall des naturmagazin Projektes haben wir uns nach Abwägung aller Vor- und Nachteile, für die Umsetzung als reflowable EPUB entschieden. Drei der großen Vorteile:
- Es gib genügend kostenlose Anzeigeprogramme für unterschiedlichste Geräte und Plattformen,
- Im Gegensatz zu PDF ist das Format responsiv und kann auf allen Displaygrößen ohne Einschränkungen konsumiert werden,
- Es kann recht einfach aus InDesign parallel zum Printdokument erstellt werden.
Die Umsetzung
Maßgebliches Ziel bei der Umsetzung der EPUB-Ausgabe war ein möglichst schlanker und effizienter Workflow. Daher war es unabdingbar möglichst viel Vorbereitung in der InDesign Layout Vorlage vorzunehmen. Eine Analyse des bestehenden Dokumentes ergab, dass der Arbeitsablauf durch die Überarbeitung des Templates auch für das Print Layout stark optimiert werden kann. Durch den Einsatz von bis dato ungenutzten InDesign-Funktion, wie Spaltenspanne, Objektformate, optimierten Musterseiten und vielen weiteren Anpassungen, konnte der Aufwand zum Seitenaufbau für die Printausgabe erheblich reduziert werden. Durch Anreicherung der Vorlage mit zusätzlicher für die EPUB Ausgabe wichtiger Eigenschaften (Bildgrößen, Exporttags, CSS Klassen), wurden die Grundlagen für die Erstellung des EPUB-Exportes gelegt.
Um die Machbarkeit und Akzeptanz zu testen, wurde mit einigen Seiten eine Testausgabe erstellt. Hierbei lernten die Agenturmitarbeiter die Besonderheiten des Arbeitens für E‑Books in InDesign kennen und umzusetzen. Zugute kam an dieser Stelle, dass das Magazin auch barrierefrei ausgegeben wird und sich die Arbeiten in InDesign zu großen Teilen überschneiden. Am Ende des Arbeitens im Layoutprogramm stand die Ausgabe der EPUB-Datei.
Feintuning
Aus InDesign exportierte EPUB Dateien liefern häufig kein zufrieden stellendes Ergebnis. Dies liegt maßgeblich daran, dass das Gestalten von Printseiten wenig gemein hat mit der Gestaltung von EPUB Dateien. Da die Basis von EPUB HTML und CSS sind, wurde die Erstellung eines anschaulichen Layouts an einen Webprogrammierer übertragen. Einschränkungen dabei gibt es insofern, dass nicht alles was in Browsern funktioniert auch in EPUB funktioniert – hierbei habe ich den Programmierer mit meinem Erfahrungsschatz zur Seite gestanden.
Das Ergebnis
Die Testausgabe wurde dem Kunden präsentiert und die neue Publikationsart für die Folgeausgaben in Auftrag gegeben. Endkunde glücklich, Agentur glücklich.
[Update 2017/01] Es gibt einen Projektbericht von ehlers//kohfeld: https://www.ehlers-kohfeld.de/kunden/projekte/natur-text/neues-naturmagazin-jetzt-auch-als-e-book/