Suche
Suche Menü

InDesign CC2018 – Verbesserungen und Probleme bei der Barrierefreiheit (Update)

Montage aus Bildschrimfotos aus Adobe InDesign mit einem Logo für universellen Zugang

Schon lange ist InDesign in der Lage, Dokumente für eine barrierefreie Ausgabe vorzubereiten. Viele Anforderungen an barrierefreie Dokumente ließen sich damit erfüllen, in einigen Detailbereichen gab es jedoch Defizite. Das erforderte umständliche Arbeitsabläufe oder eine Nachbearbeitung der ausgegebenen PDF Dokumente.

Beim letzten großen Update von InDesign auf die Version 13 (CC 2018) wurde, neben vielen funktionalen Neuerungen, auch das Arbeiten in Bezug auf das Thema Barrierefreiheit stark überarbeitet. Die Beschreibungen von Adobe dazu fallen leider etwas dürftig aus (https://​helpx​.adobe​.com/​d​e​/​i​n​d​e​s​i​g​n​/​u​s​i​n​g​/​w​h​a​t​s​-​n​e​w​.​h​tml). Daher möchte ich in diesem Eintrag einmal die Änderungen näher beleuchten.

Verbesserungen beim Arbeiten in InDesign

Während des Dokumentenerstellungsprozesses können nun bestimmte Anforderungen einfach umgesetzt werden, die vorher nur über Umwege erreichbar waren.

Alternativer Text

Ein großes Manko beim Arbeiten mit Grafiken bestand immer darin, dass native InDesign-​Grafikobjekte nicht mit einem Alternativtext versehen werden konnten. Wer also seine Logo aus InDesign-​Pfaden gebaut hat, oder es aus Illustrator reinkopiert hat, musste solchen Elementen nach der Ausgabe einen Alternativtext zuweisen oder alternativ solche Objekte als verknüpfte Datei platzieren.

Nun kann man endlich solchen Objekten direkt in InDesign einen Alternativtext zuweisen, welcher bei der Ausgabe auch in das PDF übernommen wird.

Das Ganze funktioniert nicht nur für einzelne Objekte, sondern auch für Gruppierungen. Man kann also den Inhalt eines Diagramms oder einer Infografik gruppieren und diesem Gebilde dann einen Alternativtext vergeben, der ebenfalls ausgegeben wird. Bei komplexeren Gebilden gibt es jedoch Probleme (siehe Probleme).

Bildschirmfoto InDesign, Alternativtextvergabe für Objektgruppen

Ausgabe verankerter Textrahmen

Für die Definition der korrekten Lesereihenfolge ist es oft erforderlich, dass man Textrahmen (beispielsweise Infoboxen) in den Haupttextfluss verankert (Blogbeitrag, mit weiteren Informationen zum Verankern). Bis InDesign CC 2017 wurden solche Objekte leider immer als Bild gekennzeichnet. Ein Zugriff auf den Textinhalt war somit nicht möglich, was den Anforderungen an ein barrierefreies Dokument widerspricht.

Dieses Manko wurde nun behoben und verankerte Textrahmen werden bei der Ausgabe auch als Text an der richtigen Position der Lesereihenfolge ausgegeben, inklusive der semantischen Auszeichnungen. Dasselbe gilt nun auch für gruppierte Objekte.

Bildschirmfoto InDesign, Beispiel eines Verankerten Textrahmens

Verbesserungen bei der Ausgabe aus InDesign

Auch bei der Ausgabe aus InDesign wurden Anpassung vorgenommen, die die Qualität der ausgegebenen Dokumente erhöhen und so ebenfalls potentielle Korrekturen nach der Ausgabe zumindest vermindern.

Unterstützung für Fußnoten

Beim Einsatz der Fussnotenfunktion wird nun auch eine barrierefreie Fussnote, durch das Auszeichnen mit dem <Note>-Tag, in das PDF geschrieben. Die neu hinzugefügte Funktion zur Erstellung von Endnoten wird für eine barrierefreie Ausgabe nicht unterstützt. Auch die Definition der Fußnoten im ausgegebenen PDF ist nicht fehlerfrei ganz (siehe Probleme).

Auszeichnung des Index

Wird über die passende InDesign-​Funktion ein Index erstellt, so wird dieser nun entsprechend im PDF ausgezeichnet.

Auszeichnung des Inhaltsverzeichnisses

Mit InDesign CC 2018 wird bei der Ausgabe eines automatisch erstellten Inhaltsverzeichnisses eine Auszeichnung mit den dafür vorgesehenen Tags <TOC> und <TOCI> vorgenommen.

Bildschirmfoto InDesign, Menü zum Erstellen eines Inhaltsverzeichnisses

Auszeichnung von Bildbeschriftungen

Für die Auszeichnung von Bildbeschriftung gibt es einen eigenen Tag <Caption>. Mit diesem Tag kennzeichnet InDesign nun eine Bildbeschriftung, die über die entsprechende Funktion generiert wird. Wichtig dabei: es wird lediglich die dynamische Beschriftung unterstützt, nicht die statische. Die dynamische Beschriftung eignet sich jedoch nur für Bildbeschriftungen, die nicht länger sind als eine Zeile.

Bildschirmfoto InDesign, Fenster zur Vergabe von Bildbeschriftungen

Ausgabe verschachtelter Listen

Bei der Ausgabe von komplexen Listen, also Listen, die verschiedene Ebenen aufweisen, wurde bis dato immer eine falsche Verschachtelung generiert, wodurch es immer wieder Probleme bei der korrekten Ausgabe mithilfe von Assistiven Technologien gab. Solche Listen werden nun korrekt ausgegeben.

Sprache von Listenzeichen

Bis dato wurden Listenzeichen, egal ob es sich dabei um eine nummerierte (A, B oder 1, 2) oder eine unnummerierte (–, •,») Liste handelte, immer mit dem englischen Spracheintrag versehen. Bei der Ausgabe durch ein Vorleseprogramm oder daher bei einer nummerierten Liste immer „one“, statt „eins“ ausgegeben. Dieser Fehler ließ sich nur mit extremem Aufwand nach der PDF Ausgabe beheben.

Nun wird für ein vorhandenes Listenzeichen kein separater Spracheintrag definiert, wodurch die Grundsprache des verwendeten Absatzformates für die Ausgabe genutzt wird.

Behandlung von Musterseitenobjekten

Für barrierefreie PDF Dokumente ist es Pflicht, alle Objekte semantisch auszuzeichnen. Nicht relevanter Inhalt, worunter im Regelfall auch alle Musterseitenobjekte zu verstehen sind, muss als Artefakt (in InDesign Außertextliches Element) gekennzeichnet werden. Bis dato wurden Musterseitenobjekte garnicht ausgezeichnet, was immer zu einem Fehler bei der Prüfung und einer Nachkorrektur mündete. Seit InDesign CC 2018 werden alle Musterseitenobjekte automatisch als Artefakt gekennzeichnet.

Probleme bei der barrierefreien Ausgabe mit InDesign CC 2018

Wie bereits vorab angeklungen ist, ist die Implementierung der Funktionen für eine barrierefreie Bearbeitung und Ausgabe in der neuen Version InDesign CC 2018 leider nicht ganz fehlerfrei. Bei einigen Punkten handelte sich um kleinere Probleme, die nicht ganz so dramatisch sind, jedoch gibt es auch umfangreiche und sehr grundlegende Probleme. Diese Unzulänglichkeiten sind in Teilen leider so dramatisch, dass ich aktuell vom Einsatz von InDesign CC 2018 für die Erstellung und Ausgabe von barrierefreien Dokumenten abrate.

Hier eine Liste der mir bekannten Probleme:

Zusammenfassung

Es ist schön zu sehen, dass sich InDesign in Bezug auf eine barrierefreie Ausgabe weiterentwickelt. Viele der Neuerungen begegnen lästigen Problemen, mit denen viele Anwender in der täglichen Praxis konfrontiert sind. Leider muss man jedoch sagen, so gut die Ansätze auch sind, vieles ist dabei nicht zu Ende gedacht und die leider noch vorhandenen Fehler verhindern aktuell noch einen produktiven Einsatz. Ich hoffe Adobe stoppt hier nicht die Richtung der Entwicklung, sondern geht den eingeschlagenen Weg weiter.

Auch mit den Neuerungen ist InDesign leider auch noch nicht perfekt. Von daher kommt man bei einem produktiven Einsatz noch immer nicht um Zusatztools herum, beispielsweise dem InDesign Plugin axaio MadeToTag, oder eine Nachbearbeitung durch Adobe Acrobat oder anderen Programmen.

[Update 2018-​03-​13] Mit dem Update auf InDesign 13.1 wurde der Bug mit verankerten Bildrahmen behoben. Damit werden jetzt wieder verankerte Bildrahmen in das barrierefreie PDF ausgegeben.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu